Frühling lässt sein blaues Band ...

 
Unter dem Titel "Frühling lässt sein blaues Band..." präsentieren wir eine bunte Auswahl von Liedern zum Frühlingsanfang.
Viele der Werke sind Uraufführungen von Liedern, die Marc Mangen für den Evang. ref. Kirchenchor Lyss neu komponiert hat. 

Der Frühling, einst gefeiert und besungen als die Befreiung aus den winterlichen Nöten – was ist er uns heute? Was kann er noch sein in Zeiten, wo es weder «richtige Winter» noch winterliche Nöte mehr gibt?

Unter dieser Fragestellung steht das Frühjahrskonzert des Kirchenchors. Es geht aus von dem berühmten Gedicht Mörikes Frühling lässt sein blaues Band... und durchschreitet - sozusagen in Kreisen - die Entwicklung von der dankenden Bewunderung der neu erwachenden Natur über die menschliche Egozentrik zum Staunen, dass es den Frühling doch noch gibt, wie es Christian Morgenstern in seinem Gedicht Siehe, auch ich lebe ausdrückt.

Der Kirchenchor wird in seinem Konzert Gedichte und Kompositionen aus verschiedenen Zeiten erklingen lassen. Ein besonderes Highlight sind die Neuvertonungen älterer Gedichte des luxemburgischen Pianisten und Komponisten Marc Mangen, die bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal aufgeführt werden.

Werke 

Dichter / Verfasser Zeit Titel komponiert von
Eduard Mörike 1804-1875 Er ist’s Marc Mangen
Georg Busse-Palma 1876-1915 Frühling Marc Mangen
Paula Ludwig 1900-1974 An den Frühlingssturm Marc Mangen
Anonymus   Calme des Nuits Camille Saint Saëns
Anonymus   Les fleurs et les arbres Camille Saint Saëns
Marc Legrand   Chères fleurs Jules Massenet
Armand Silvestre 1837-1901 Madrigal Gabriel Fauré
Jean Racine 1639-1699 Cantique de Jean Racine Gabriel Fauré
Rainer Maria Rilke 1875-1926 Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen Marc Mangen
Christian Morgenstern 1871-1914 Stilles Reifen Marc Mangen
Buber / Rosenzweig   Psalm 23 Marc Mangen
Christian Morgenstern 1871-1914 Siehe, auch ich lebe Marc Mangen
Friedrich von Spee 1592-1635 Zur Osterzeit Marc Mangen

Porträts 

Uraufführung 

Der Luxemburger Jazz-Musiker und Komponist redet lieber vom Erfinden von Musik als von Komponieren. Seit er begonnen hat, Klavier zu spielen, hat er sich mit diesem Erfinden als einer natürlichen Gabe beschäftigt. Seine Erfindungen gehen, wie man leicht verstehen kann, aus Improvisationen am Klavier hervor. Bei Gedichten, schreibt er, sei es etwas anders: «Die Musik ist bei guter Poesie schon drin (auch wenn Schriftsteller das anders sehen), ich muss sie nur noch herausziehen, wobei das ein sehr individueller Prozess ist.» Da spielt er auf das berühmte Wort von Michelangelo an: Die Statue ist im Marmorblock schon drin, man muss sie nur herausholen. Aber mit Unterschied: Wer eine Statue aus einem Marmorblock hervorholt, folgt seinen eigenen Intuitionen. Wer ein Gedicht vertont, muss sich mit der fremden Eingebung auseinandersetzen, sie gegen das Eigene halten und daraus etwas schaffen. Das erklärt, weshalb die Vertonungen von Marc Mangen so verschiedenartig sind: Er antwortet mit seinen Kompositionen mit erstaunlicher Feinfühligkeit auf den Geist seiner Vorlage, den Geist des Dichters und den seiner Zeit. Am deutlichsten sichtbar ist das vielleicht in der Vertonung des Rilke-Gedichts Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen. Davon werden wir einige beeindruckende Kostproben als Erstaufführungen geniessen können. Informationen folgen in Kürze. (Robert Ruprecht)